Wie viel Kohlendioxid (CO2) speichert der Baum bzw. der Wald


Grundsätzlich: Bäume speichern kein Kohlendioxid CO2! Sie speichern nur den Kohlenstoff (C). Der Sauerstoff (O2) wird an die Atmospähre abgeben. Umgangssprachlich wird der Kohlenstoff mit dem CO2 gleichgesetzt, daher nutzen wir dies auch zum Verständnis.


Wald bindet Kohlendioxid. Dies ist unbestritten. Die Frage ist jedoch: Wie viel?
Wald ist nicht gleich Wald. Das CO2 wird im Baum (Stamm, Äste, Wurzel) und im Humus “gespeichert”. (Die Begrifflichkeit “speichern” hat sich umgangssprachlich durchgesetzt, wobei dies chemisch nicht richtig ist. Siehe Photosynthese) Die Speichermenge pro Baum an CO2 ist abhängig von der Holzmasse und der Dichte. Auch spielt das Alter der Bäume eine Rolle, denn sehr junge Wälder speichern weniger CO2 als alte Wälder. Auch ist die geografische Lage ist wichtig. Tropische Wälder wachsen viel schneller als heimische Wälder. Entsprechend mehr CO2 wird im gleichen Zeitraum von tropischen Bäumen “gespeichert”.

Merke: Gebundenes CO2 in Bäume wird früher oder später wieder freigesetzt! Bäume werden somit wieder zur CO2-Quelle!
CO2 Kompensation durch Wald ist daher immer nur temporär. Eine echte CO2-Kompensation sorgt dafür, dass die CO2-Quelle für immer abgestellt ist!

Siehe auch: CO2-Kompensation duch Walderhalt nicht wirksam.

Wie wird CO2 im Baum “gespeichert”?

Im Rahmen der Photosynthese entnimmt der Baum das Kohlendioxid aus der Atmosphäre.
Die Formel hierfür lautet: 6 CO2 + 12 H2O + (Sonnenn-)Energie wird im Blatt (Chlorophyll) zu C6H12O6 (Traubenzucker) + 6 O2 (Sauerstoff) + 6 H2O (Wasser).
Der Kohlenstoff (C) aus dem CO2 wird für den Traubenzucker verwendet und das O2 als Sauerstoff an die Luft abgegeben. Der Traubenzucker wird für Stoffwechselprozesse verwendet. Der Kohlenstoff (C) wird somit im Baum eingelagert. Bei der Zersetzung des Baumes verbindet sich das C über chemische Prozesse (Atmung) mit O2 wieder zu CO2. Pflanzen speichern somit kein CO2, sondern Kohlenstoff (C)!

Wie viel CO2 speichert die Fichte?

Eine 35 m hohe Fichte mit einem Alter von 100 Jahren hat einem Durchmesser von 50 cm (gemessen in 1,3 m Höhe). Das Holzvolumen inklusive Äste aber ohne Wurzeln beträgt 3,4 m3. Die darin enthaltene gesamte Biomasse hat ein Trockengewicht von knapp 1,4 Tonnen; die Hälfte des Holzkörpers besteht aus Kohlenstoff (C), also 0,7 Tonnen.
Das bedeutet: Eine 35 m hohe Fichte hat in 100 Jahren rund 0,7 Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Dies entspricht einer CO2 Menge von 2,6 Tonnen CO2 (Umrechnungsfaktor 3,67). (Quelle)

Wie viel CO2 speichert die Buche?

Eine Buche mit dem selben Holzvolumen, also 3,4 m3, hat ein Trockengewicht von 1,9 Tonnen. Auch hier besteht die Hälfte des Holzkörpers aus Kohlenstoff, also rund 0,95 Tonnen Kohlenstoff. Dies multipliziert mit 3,67 ergibt 3,5 Tonnen CO2. Die Buche hat in ihrem Leben also 3,5 t CO2 gespeichert. Eine Buche mit dem gleichen Holzvolumen wie eine Fichte hat fast eine Tonne CO2 mehr gespeichert. Der Grund hierfür liegt in der höheren Holzdichte des Buchenholzes. Generell hat Laubholz, mit Ausnahme von Weichholz wie Pappel oder Weide, eine höhere Holzdichte als Nadelholz. (Quelle)

Berechnung der CO2-Speichermenge in Holz

Zur Berechnung des Kohlendioxidspeichers Holz benötigt man die Darrdichte der Holzarten. Da ca. 50% der Holzmasse aus Kohlenstoff besteht, wird die Darrdichte durch zwei dividiert. Nun hat man das Gewicht von Kohlenstoff (C). Kohlenstoff verbindet sich bei Freisetzung mit zwei Sauerstoffatomen zu CO2. Durch die hinzugekommenen zwei Sauerstoffatome ist das Molekül CO2 schwerer als das Kohlenstoffatom (C) alleine. Dies Umrechnung erfolgt mit dem Faktor 3,67. So können Sie für jede Holzart die CO2-Speicherung berechnen.
Beispiel: 1 m³ (Kubikmeter) Rotbuche hat eine Darrdichte von 680 kg/m³. Der Kohlenstoffanteil (C) ist ca. 50% => 680 : 2= 340 kg C/m³.
Umrechnungsfaktor: 340 kg Kohlenstoff x 3,67 = 1248 kg CO2/m³ ==> 1 m³ Buchenholz hat 1,248 Tonnen CO2 “gespeichert” (Erläuterung zum Begriff “Speichern” siehe oben).

Je schwerer das Holz, desto mehr CO2 wird “gespeichert”. Beispiele heimischer Baumarten: Hainbuche > Buche > Eiche > Birke > Ahorn > Lärche > Kiefer > Douglasie > Fichte > Tanne > Schwarzpappel.

CO2-Speicherung von Buche, Eiche, Fichte und Kiefer

Die Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat 2011 ein Merkblatt für Buche, Eiche, Fichte und Kiefer zu deren Kohlendioxid Speicherungsvermögen herausgegeben. Dies können Sie hier herunterladen (LWF-Merkblatt 27 ).

Wieviel CO2 ist im deutschen Wald gespeichert?

Laut den Daten der 3. Bundeswaldinventur von 2012 beträgt die Waldfläche in Deutschland 11,4 Millionen Hektar. Es sind 1,169 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in lebenden Bäumen und im Totholz gebunden – das sind ca. 4,3 Mrd Tonnen CO2.
Im Einzelnen: oberirdischen Biomasse 993 Mio. Tonnen, 156 Mio. Tonnen in unterirdischer Biomasse, vor allem in den Wurzeln und 20 Mio. Tonnen im Totholz.
Das sind rund 105 Tonnen Kohlenstoff (ca. 385 t CO2) pro Hektar in der ober- und unterirdischen Biomasse (ohne Streuauflage und Mineralboden). Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden einen Vorrat von weiteren 850 Mio. Tonnen Kohlenstoff an.
Der Wald in Deutschland wirkt derzeit als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid (Quelle: 3. Bundeswaldinventur). Laut neueren Daten der Kohlenstoffinventur 2017 (PDF) entlastet der deutsche Wald die Atmosphäre jährlich um rund 62 Mio. Tonnen Kohlendioxid bei einem jährlichen Holzzuwachs von 117,4 Mio Kubikmeter. Damit kompensiert er ca. 7 % der Emissionen in Deutschland.
Daraus ergibt sich folgendes für den deutschen Wald: 1 Kubikmeter Holz “speichert” 0,528 Tonnen CO2. Der deutsche Wald “speichert” pro Hektar 5,4 Tonnen CO2 .

Achtung: Durch die Holznutzng wird dem Wald jährlich Holz entnommen. Dies muss bei Rechnungen berücksichtigt werden.

Wald als Möglichkeit zur Bekämpfung des Treibhauseffektes?

Bei der Bekämpfung des Treibhauseffekts spielt der Wald also eine entscheidende Rolle – und das gleich in dreifacher Hinsicht:
Erstens entzieht er der Atmosphäre CO2. Diese Speicherung verlängert sich zweitens, wenn Holz etwa für Neubauten, Modernisierungen, Anbauten oder Möbel verwendet und der enthaltene Kohlenstoff so festgesetzt wird.
Ein Niedrigenergiehaus in Holzbauweise beispielsweise entlastet die Atmosphäre um rund 80 Tonnen Kohlendioxid. Drittens ersetzt Holz andere energieintensive Materialien wie Stahl oder Beton, die auf Basis endlicher Rohstoffe hergestellt werden und bei denen enorme Mengen CO2 bei der Herstellung entstehen.
Da die heimischen Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden – das heißt, es wird nie mehr Holz geerntet als nachwächst – erschöpft sich die Ressource Holz in unseren Wäldern durch Nutzung nicht.

Allerdings: Baumpflanzung sind kein Mittel um den Klimawandel zu stoppen. Dazu sind Anstrengungen in allen Bereichen erforderlich. Siehe folgenden Artikel.

Bäume speichern CO2 – Kohlendioxid-Kompensation mit Baumpflanzung?

Bäume binden beim Wachstum Kohlendioxid und wirken so dem Klimawandel entgegen. Jeder gepflanzte Baum trägt somit zum Klimaschutz bei. Das CO2 wird im Baum gespeichert und wird erst bei der Zersetzung/Verbrennung des Baumes wieder frei. Viele Unternehmen aber auch Privatpersonen möchten mit einer Baumpflanzung ihren Kohlendioxidausstoß kompensieren bzw. ausgleichen. Dies ist in Deutschland nur bedingt möglich. Die Bundesregierung lässt sich für den Klimaschutz jeden “Baum” anrechnen, so dass eine weitere Bilanzierung eine Doppelanrechnung wäre. Die Minderungen werden einerseits im deutschen Inventar erfasst und sollten deshalb nicht gleichzeitig für private oder gewerbliche Kompensation angerechnet werden. Auch die etablierten Standards des Marktes für freiwillige Kompensation (z.B. Gold Standard oder VERRA) handeln dementsprechend. Wegen des Problems der doppelten Anrechnung zertifizieren die großen Anbieter auch keine Projekte in Deutschland. 
Hinzu kommt die besondere Problematik der Berechnung. Wie viel CO2 ein Baum pro Jahr speichert, lässt sich seriös nicht sagen. Es gibt die Faustformel, dass ein Hektar Wald pro Jahr ca. 6 Tonnen CO2 speichert – über alle Altersjahre hinweg. In den ersten Jahren ist die Speicherung aber sehr gering!
Wir machen daher keine Aussagen, wie viel CO2 ein Baum speichert.

Die Kompensation von CO2 durch Baumpflanzungen wird vom Umweltbundesamt kritisch betrachtet und nicht unterstützt. Wir gleichen Ihren CO2-Fußabdruck durch andere Möglichkeiten aus. Sprechen Sie uns an.