Weißtanne (Abies alba)

Natürliche Verbreitungsgebiet

Das Verbreitungsgebiet der Tanne ist auf höhere Lagen beschränkt. In Skandinavien und Großbritannien fehlt sie. In Deutschland trifft man sie vor allem in den südlichen Mittelgebirgen (Schwarzwald, Frankenwald, Vogesen), dem Bayerischen Wald und den Alpen (Deutschland, Italien, Frankreich) an. Im Osten reicht ihre Verbreitung bis nach Polen, im Südosten werden der Balkan und die Karpaten besiedelt. Die Tanne ist normalerweise in Höhenlagen bis 1300 m anzutreffen; nur in wärmeren Gebieten ist sie auch höher anzutreffen. Sie bildet aber nirgends die natürliche Baumgrenze. Im Zuge des Klimawandels wird sich auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes angepflanzt, zum Beispiel in Norddeutschland als Ersatz für die Fichte.

Artenmerkmale

  • Höhe: bis 65 m
  • Durchmesser: bis zu 300 cm
  • Alter: bis 600 Jahre

Blätter/Nadeln

Die Nadeln sind 1,5 bis 3 cm lang, 2-3 mm breit, oberseits dunkelgrün, mit schwach eingesenkter Mittelrippe. Die Unterseite ist dunkelgrün und weist zwei bläulichweiße (Wachs) Spaltöffnungen auf und eine erhabene Mittelrippe. Die Tannennadeln sind am Ende stumpf, nicht stechend, ein wenig eingekerbt, mit grüner Basis und dem Zweig aufsitzend (Unterscheidung zur Fichte, diese hat eine braune Basis). Sie sind schraubig am Zweig angeordnet und stehen etwas gedreht. Sie fallen nach sieben bis elf Jahren ab. .

Foto: Simon A. Eugster, Wikipedia

Blüte

Die Tanne wird mit 30-40 Jahren, im Bestandsschluss mit 60-70 Jahren mannbar (geschlechtsreif). Sie trägt, je nach Klima, alle zwei bis sechs Jahre reichlich Samen. Die Blütezeit ist im Mai/Juni. Die Blüten sind eingeschlechtig und wachsen nur im oberen Kronenteil an vorjährigen Trieben. Die männlichen Blüten sind walzenförmig, 2-2,5 cm lang und gelblich; die weiblichen Blüten stehen auf der Oberseite der Zweige, sind zylindrisch, 2,5-3 cm lang. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.

Frucht

Die im ersten Jahr (Sept./Okt.) reifenden Zapfen sind anfangs grünlich, später orangebraun, schließlich hell- bis rötlichbraun, walzenförmig, etwa 10 bis 16 cm lang und 3 bis 4 cm breit. Kurz nach der Reife lösen sich Schuppen und Samen von der verholzten Zapfenspindel und fallen ab. Die Zapfenspindel bleibt oft noch Jahre stehen. Der Same ist ca. 6-10 mm lang, dreieckig, dunkelbraun, glänzend, weich mit deutlichen Harztaschen. Der Same ist mit einem Samenflügel verwachsen.
Den “Tannenzapfen” findet man nur selten auf dem Boden. Meist ist der “Tannenzapfen” ein Fichtenzapfen!

Borke

Die Rinde ist bei jungen Bäumen glatt, graubraun bis dunkelgrau und mit Harzblasen versehen. Im höheren Alter wird sie silber- bis weißgrau und zerreißt in eckige Schuppen.

Wurzel

Die Tanne bildet eine Pfahlwurzel aus. Daher ist sie sehr sturmsicher und besiedelt auch feuchtere Böden.

Standortansprüche

Die Tanne besiedelt gut durchlüftete, nicht zu feuchte bzw. nicht zu trockene Böden. Versauerte Böden meidet sie. Sie gedeiht auf tonigen, lehmigen, humosen, lockeren und basenreichen (nährstoffarmen) Standorten. Sie vermag mit ihrer Pfahlwurzel dicht gelagerte wechselfeuchte Böden zu durchdringen.

Waldbauliche Eigenschaften

Die Tanne ist eine typische Baumart des Bergmischwaldes. Sie wächst vergesellschaftet mit Fichte, Buche, Bergahorn und in tieferen Lagen auch mit Eiche. Waldbaulich ist sie eine sehr interessante Art, da sie eine ausgesprochene Schattenbaumart ist. So kann sie z.B. bis zu 100 Jahren unter Schirm (Beschattung durch ältere Baumarten) stehen und wächst nach Freistellung rasend schnell. Die Weißtanne ist sehr empfindlich gegenüber Dürre und Spätfrost und gefährdet durch Wildverbiss.

Tannenpflanzung im Mittelgebirge unter Fichte

Holzeigenschaften

Das Holz der Tanne weist keine Kernverfärbung auf, ist gelblichweiß bis grauweiß, leicht, weich, elastisch, trocknet schnell, schwindet wenig und arbeitet gering. Es ist harzfrei und von relativ gleichmäßiger Struktur.
Das Holz der Weißtanne wird als Bauholz, für Dielen, Schindeln, Kisten und Schachteln und in der Möbel- und Papierindustrie verwendet. Auch für Musikinstrumente findet es Verwendung (z.B. Orgeln und Geigen).

Literatur

Das Kosmos Wald- und Forstlexikon
Erlbeck; Haseder; Stinglwagner- Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart
BLV Bestimmungsbuch
Ulrich Hecker BLV Verlagsgesellschaft