Die Stieleiche (Quercus robur L.)

Verbreitung:
Die Stieleiche ist in fast ganz Europa verbreitet, von den Britischen Inseln über Südskandinavien bis nach Italien, Nordspanien und Nordgriechenland und vom Baltikum bis nach Russland. Als wichtiger europäischer Waldbaum ist sie in Mitteleuropa häufig anzutreffen.

Artenmerkmale

  • Höhe: bis 40 m
  • Durchmesser: bis 250 cm
  • Alter: bis 1000 Jahre

Blätter

Die Blätter sind wechselständig, etwa 10 bis 12 cm lang, im Umriss verkehrt eiförmig und am Blattgrund meist deutlich geöhrt (Unterscheidungsmerkmal zur Traubeneiche). Stieleichenblätter haben beiderseits vier bis sieben rundliche Lappen, die asymmetrisch angeordnet und bis zur Hälfte der Blattspreite eingebuchtet sind. Die Länge des Blattstiels beträgt max. 1 cm und ist im Vergleich zur Traubeneiche sehr kurz. Oberseits sind die Blätter matt dunkelgrün, unterseits hell-bläulichgrün. Im Herbst verfärben sie sich organgebraun.

Knospe

Die Knospen sind stumpf, eiförmig und sitzen gehäuft an den Triebenden.

Blüte

Im Bestand wird die Stieleiche mit ca. 80 Jahren mannbar. Sie blüht im Mai/Juni. Die unscheinbaren Blüten stehen in eingeschlechtigen Blütenständen. Die männlichen Blüten hängen als unauffällige Kätzchen am Grunde neuer Triebe. Die knöpfchenförmigen weiblichen Blüten sitzen einzeln oder zu zweit auf lang behaarten Stielen. Die Bestäubung übernimmt der Wind und keine Insekten.

Frucht

Die Eicheln reifen im September/Oktober, sind 2 bis 3 cm lang, eiförmig und im unterem Drittel mit Schuppen, dem Fruchtbecher, umhüllt. Sie sitzen einzeln, zu zweit oder zu viert an 4 cm langen Stielen (daher auch der Name Stieleiche), sind anfangs grün und werden dann braun. Die reifen Eicheln fallen aus dem Becher heraus und sind etwa sechs Monate keimfähig. Die Eicheln bilden besonders im Herbst eine wichtige Nahrungsquelle für Wildschweine und Rotwild.

Borke

Sie ist anfangs silbergrau glänzend und glatt; später, nach ungefähr 30 Jahren, reißt sie auf und entwickelt die typische Eichenborke mit dicken, längs- und tiefgefurchten Einschnitten.

Wurzelsystem

Bereits in frühester Jugend wird ein Pfahlwurzelsystem angelegt. Im hohen Alter wird die Pfahlwurzel durch Senkerwurzeln begleitet. Die Feinwurzelausbildung ist gering. Auch auf dichtgelagerten und schlecht durchlüfteten Tonböden wird eine Durchwurzelungstiefe von über einem Meter erreicht; die Untergrunddurchwurzelung wird jedoch extensiver. Diese starke Durchwurzelung bewirkt eine große Stabilität und damit eine sehr geringe Windwurfgefahr..

Standortansprüche

Die Stieleiche ist eine Baumart der planaren (bis 150 m) und kollinen (bis 300 m), seltener der montanen (bis 600 m) Höhenstufe mit feucht-milden Wintern und warmen Sommern (atlantisches Klima). Sie bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige, gut wasserversorgte Lehm- und Tonböden. Aber auch auf Böden mit zeitweiligem Wasserüberschuss (Staunässe) und auf nährstoffärmeren Sandböden zeigt sie gute Wuchsleistungen. Sie ist bestandsbildend in der periodisch überfluteten Hartholzaue mit Esche und Ulme in größeren Flussniederungen.

Waldbauliche Eigenschaften

Die Stieleiche gehört zu den Lichtbaumarten, d.h. sie benötigt zum Gedeihen einen hohen Lichtgenuss und ist somit konkurrenzschwach. Charakteristisch für Lichtbaumarten ist ein sehr schnelles Jugendwachstum, das frühzeitig kulminiert. Das Wachstum im Alter ist sehr langsam. Waldbaulich spielt die Stieleiche eine wichtige Rolle, da sie im hohen Alter sehr wertvolles Holz liefern kann. In der Mischung mit anderen Baumarten, vor allem mit der Schattenbaumart Buche, muss sie bei jedem waldbaulichen Eingriff besonders betrachtet werden, um ein „Untergehen“ zu verhindern. Gängige Mischungsformen sind z.B. solche mit Hainbuche, Winterlinde und Buche. Das Nutzungsalter der Stieleiche liegt zwischen 200 und 300 Jahren, wenn sich ein BHD (Brust-Höhen-Durchmesser) von > 80 cm ausgebildet hat.

Im Zuge des Klimawandels werden Eichen für unserer Wälder immer wichtiger. Sie sind relativ trockenheitstolerant und liefern ein wertvolles Holz. Daher werden sie vielerorst gepflanzt. Ohne ein gutes Wildmanagement (vor allem Rehwild) wird man die Pflanzungen aber nicht druchbringen, da sie sonst zu stark verbissen werden.

Holzeigenschaften

Das Holz der Eichen ist sehr fest, zäh, schwer und dauerhaft. Der Splint ist hell, der Kern dunkel gefärbt. Aufgrund der Gerbstoff-Einlagerungen (hemmt den biologischen Abbau) im Kern ist es für den Außenbau hervorragend geeignet. Wertvolles Holz ist gekennzeichnet durch einen engen und gleichmäßigen Jahrringaufbau. Der Abstand zwischen den Jahrringen sollte nicht über 5 mm liegen. Für dieses Holz in entsprechender Dimension (Durchmesser > 70 cm) werden bis zu 5.000 EUR/fm gezahlt (fm = Festmeter entspricht Kubikmeter). Aus dem Holz der Stieleiche werden Möbel, (Ramm-) Pfähle, Furniere, Fässer, Werkzeuge und Türen hergestellt. Stieleichenrinde diente früher zur Herstellung von Gerbsäure (Lederbearbeitung

Literatur

Das Kosmos Wald- und Forstlexikon
Erlbeck; Haseder; Stinglwagner- Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart
BLV Bestimmungsbuch
Ulrich Hecker BLV Verlagsgesellschaft