Die Rotbuche

Verbreitung:
Die Buche ist in ganz Mitteleuropa heimisch. Unter natürlichen Bedingungen wäre ganz Deutschland – mit wenigen Ausnahmen – mit Buchen- oder Buchenmischwäldern bedeckt. Heute hat diese Baumart nur noch einen Anteil von rund 16 Prozent an der Gesamtwaldfläche, der aber stetig zunimmt.

Das heutige Verbreitungsgebiet der Buche reicht von Südengland über Frankreich und ganz Mitteleuropa bis nach Polen, zur Westukraine und der Krim. Im Norden reicht ihr Verbreitungsgebiet bis Südskandinavien; im Süden von Zentralspanien über Korsika und Italien bis in die Balkanhalbinsel – wobei sie in ihrem südlichen Verbreitungsgebiet nur in den Höhenlagen der Gebirge anzutreffen ist. Sie bildet dort in einer Höhe von 1800 m zusammen mit der Schwarzkiefer die Waldgrenze. In Deutschland ist die Buche bis zu einer Höhe von 1300 m im Bergmischwald aus Fichte, Tanne und z.T. Ahorn (Alpen) anzutreffen.

Artenmerkmale

  • Höhe: bis 45 m
  • Durchmesser: bis 150 cm
  • Alter: bis 350 Jahre

Blätter

Die Blätter sind wechselständig, länglich-elliptisch bis eiförmig, in der Mitte oder im vorderen Teil am breitesten, mit welligen, fast ganzrandigen oder unregelmäßig buchtig gekerbtem Blattrand. Sie sind etwa 5 bis 10 cm lang und 3 bis 7 cm breit. Oberseits sind sie glänzend grün, unterseits heller. Im Herbst färben sich die Blätter bräunlich bis gelbrot.

Knospe

Die Knospen sind etwa 2 cm lang, abstehend, lang zugespitzt, glatt und rötlich-braun.

Blüte

Die Buche wird im Bestand mit ca. 60 bis 80 Jahren mannbar. Sie blüht im April/Mai. Ihre eingeschlechtigen Blüten stehen an den jungen Trieben und erscheinen mit den Blättern. Die männlichen Blüten sind sehr zahlreich an einem gestilten Büschel, die weibliche Blüte ist von einer vierklappigen Hülle eingeschlossen, meist paarig auf einem Stil.

Frucht

Die Bucheckern (Nußfrüchte) reifen im September/Oktober, sind bis 2 cm lang, dreikantig, braun und meist zu zweit in einem Becher. Bucheckern zählen zu den Dunkelkeimern, d.h. sie keimen nur bei Laubbedeckung. Die Verbreitung der Samen erfolgt häufig über Eichhörnchen und Eichelhäher, die im Herbst die Früchte sammeln und sie häufig in ihren Verstecken vergessen (Hähersaaten). Die Samen (sehr ölhaltig) bilden im Herbst besonders für Schweine, Rotwild, Damwild, einige Vögel und Kleinsäuger (Mäuse) eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Borke

Die Borke der Buche ist anfangs bleigrau bis graubraun, glatt, etwas glänzend, dann gefleckt und im Alter silbergrau. Einige Exemplare weisen im höheren Alter eine sehr rissige Borke auf; diese Typen werden auch als Steinbuche bezeichnet.

Wurzelsystem

Wurzelsystem:
Die Buche entwickelt ein typisches Herzwurzelsystem mit ausgesprochen hoher Feinwurzeldichte. Die Durchwurzelungstiefe hängt sehr stark von der Durchlüftung des Bodens ab. Auf schlecht durchlüfteten Böden (Tonböden, Staunässe) reagiert die Buche mit einer starken Verflachung des Wurzelsystems (Windwurfgefahr!).

Standortansprüche

Die Buche hat eine sehr weite Standortamplitude, d.h. sie kann die unterschiedlichsten Standorte besiedeln. Sie bevorzugt Standorte mit atlantischem Klimacharakter (feuchtes, warmes Klima, relativ milde Winter und hohe Niederschläge), meidet staunasse oder zu trockene Böden und ist vor allem in der Jugend gegen starke Winterfröste, Spätfröste, Hitze und Dürre empfindlich. Bestes Wachstum zeigt die Buche auf gut wasserversorgten und nährstoffreichen Böden.
Allgemein gilt: Je trockner die Böden werden, umso günstiger müssen die anderen Faktoren für die Buche werden, um noch eine gute Wuchsleistung zu erzielen. Ein hohes Nährstoffangebot vermag also in gewissen Grenzen einen Feuchtigkeitsmangel zu kompensieren.

Waldbauliche Eigenschaften

Die Buche ist eine ausgeprägte Schattenbaumart, d.h. bei nur noch 20% Lichtstärke zeigt sie kaum eine Beeinträchtigung ihres Wachstums. Sie ist gekennzeichnet durch ein lang anhaltendes Wachstum. Dieses Wachstum in Kombination mit ihrer Schattentoleranz macht sie zu einer konkurrenzstarken Baumart. Mischungen mit Lichtbaumarten müssen daher besonders beachtet werden, da ein „Untergehen“ der Mischbaumart bei mangelnder Pflege droht (siehe dazu Kapitel Waldpflege).
Die wichtigsten Mischbaumarten der Buche sind – je nach Standort – Eiche, Bergahorn, Fichte und Douglasie.
Das Nutzungsalter ist je nach Standort bei 140-160 Jahren erreicht. In dieser Zeit sollte sich ein BHD (Brust-Höhen-Durchmesser) von min. 60 cm entwickelt haben, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Besonders auf nährstoffreicheren Standorten (z.B. Kalkstein) weisen die Buche in diesem Alter eine Verfärbung im Kern auf, die je nach Ausprägung Rot- oder Spritzkern genannt wird. Je ausgeprägter die verfärbte Fläche, desto minderwertiger wird das Holz.

Alter Buchenwald

Holzeigenschaften

Buchenholz ist ein zerstreuporiges Holz mit feinen Poren und auffälligen Holzstrahlen. Es ist rötlich-weiß, sehr hart und zäh, aber wenig elastisch. Auch gegenüber Pilzbefall ist es sehr anfällig und kann deshalb nur nach entsprechender Behandlung im Außenbereich eingesetzt werden. Buchenholz findet vor allem in der Möbel-, Parkett- und Papierindustrie Verwendung. Darüber hinaus ist es ein gutes Brennholz.

Geschichte

Die Buche als Klimaxbaumart löste vielerorts die Eiche ab, nachdem sich das Klima zugunsten der Buche verbessert hatte (~ 3000 v. Ch.). In der Vergangenheit hatte sie einen weitaus größeren Stellenwert als heutzutage; sie war der Hauptbrennholzlieferant und diente außerdem im Mittelwald (alte Bewirtschaftungsform der Wälder) der Viehmast. Darüber hinaus wurde aus Buchenholz auch Holzkohle und Pottasche zur Glasherstellung produziert. Wie groß die Bedeutung der Buche einst in der Bevölkerung war, läßt sich z.B. daran ermessen, dass heute noch ca. 1500 Ortsnamen auf die Buche zurückzuführen sind. Auch das Wort Buchstabe ist von dem Namen Buche abgeleitet, denn in früheren Zeiten wurden Stäbe aus Buchenholz geworfen und daraus Zeichen gelesen (Runen).

Literatur

Das Kosmos Wald- und Forstlexikon
Erlbeck; Haseder; Stinglwagner- Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart
BLV Bestimmungsbuch
Ulrich Hecker BLV Verlagsgesellschaft