Hohe Artenvielfalt auf Blühwiesen

Biodiversität in Agrarlandschaften bestmöglich fördern.

Forschende untersuchten in einer ungewöhnlich breiten und aufwändigen Studie die Artenvielfalt von Blühflächen, die im Rahmen von Agrarumweltprogrammen angelegt werden.

Durch die moderne Landwirtschaft geht die biologische Vielfalt bei vielen Artengruppen stark zurück. Seit rund drei Jahrzehnten versucht man, auf verschiedenen Ebenen – vom Bundesland bis EU-weit – mit Agrarumweltprogrammen gegenzusteuern. Nicht nur aus Liebe zur Natur, sondern auch, weil viele Arten für die Landwirtschaft selbst wichtige Funktionen erfüllen: manche bestäuben die Nutzpflanzen, andere regulieren die Schädlingspopulationen.

3 jährige Untersuchung: Welchen Effekt erzielen Blühwiesen

Die Größe einer Blühwiese ist nicht entscheidend für die Artenzahl

Zu den in den Programmen geförderten Maßnahmen zählt die Anlage von Blühflächen. „Allerdings weiß man bislang nicht genau, ob und in welchem Maß diese Habitate den gewünschten Effekt auf die Biodiversität haben“, sagt Professor Ingolf Steffan-Dewenter. Um hier mehr Klarheit zu schaffen, startete der Leiter des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) im Jahr 2016 eine großangelegte Feldstudie.

Die Biologinnen und Biologen untersuchten dazu die Artenzusammensetzung unterschiedlicher Blühflächentypen in landwirtschaftlich geprägten Räumen im nördlichen Unterfranken. Als Vergleichsmaßstab zogen sie die in dieser Region vorkommenden, naturnahen Kalkmagerrasen heran. Diese in aller Regel unter Naturschutz stehenden Blühhabitate sind bekannt für ihre hohe Artenvielfalt.

Fast 55.000 Exemplare identifiziert

Die Studie untersuchte über drei Jahre ingesamt zwölf taxonomische Gruppen – von Gefäßpflanzen über Zikaden, Bienen, Fliegen, Schmetterlingen und Käfern bis hin zu Vögeln. Die Forscherinnen und Forscher identifizierten knapp 55.000 Exemplare, die 3187 Taxa zugeordnet werden konnten. Bei der Untersuchung wurde das jeweilige Alter der Blühflächen und ihre Nutzungsgeschichte als Faktoren berücksichtigt. Bei der Auswertung zeigte sich, dass mit der zeitlichen Kontinuität der Habitate in den meisten taxonomischen Gruppen die Diversität zunimmt. Beispielsweise gibt es auf neu angelegten Blühflächen im ersten Jahr nur fünf bis sechs Arten von Heuschrecken, was sich dann im Lauf der Zeit etwa 15 Arten der als Referenz herangezogenen Kalkmagerrasen annähert. Manche Arten benötigen aber auch sehr jünge Blühflächen, wie zum Beispiel die Laufkäfer, die für die Schädlingskontrolle in angrenzenden Agrarflächen eine wichtige Rolle spielen. Ihre Artenzahl nimmt mit Älterwerden der Fläche aber wieder ab.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Größe der Blühflächen und auch ihre Landschaftsumgebung – ob nun eher monoton oder vielgestaltig – haben nur geringe Effekte auf die Entwicklung der Artenvielfalt.

Fazit der Forschenden: Es gibt keinen idealen Blühflächentyp, der alle Arten gleich gut unterstützt. Will man möglichst alle in Frage kommenden Tier- und Pflanzenarten schützen, empfehlen sich in der Agrarlandschaft gut verteilte Blühflächen mit unterschiedlichem Alter.

Quelle: idw – Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Kristian Lozina, 02.03.2021

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