Erkenntnisse zum Eschentriebsterben

Neue Broschüre zum forstbetrieblichen Umgang mit der Esche

Zum Abschluss des Waldklimafonds-Forschungsvorhabens FraxForFuture liegt nun ein Handlungsleitfaden zum Umgang mit dem Eschentriebsterben vor. Zusammen mit dem Boniturschlüssel ist er ein wichtiges Forschungsergebnis für die forstliche Praxis auf dem Weg zum Erhalt der Esche als Wirtschaftsbaumart. Eine weitere Erkenntnis der Autoren: Ohne „Mut zur Esche“ geht es nicht.

Die Esche ist nicht verloren

Seit dem Jahr 2002 grassiert das Eschentriebsterben in Deutschland. Ausgelöst durch den aus Asien eingeschleppten Pilz Hymenoscyphus fraxineus (Falsches Weißes Stängelbecherchen) bedroht es den Fortbestand von Fraxinus excelsior als Wirtschaftsbaumart. Aufgrund der Dringlichkeit wurde mit dem Demonstrationsvorhaben FraxForFuture erstmals in Deutschland eine konzertierte Vorgehensweise zu Erfassung, Beschreibung und Umgang mit einem forstpathologischen Krankheitsbild erprobt. 
Nun liegt zum Ende des Vorhabens neben dem 2021 veröffentlichten Boniturschlüssel zur Ansprache des Eschentriebsterbens auch eine Broschüre zum forstbetrieblichen Umgang mit dem Eschentriebsterben vor.
Die waldbaulichen Empfehlungen zielen darauf ab, die Gemeine Esche langfristig in stabilen Populationen zu erhalten. Das Konzept basiert auf drei Grundsätzen:

1. Gezielte Förderung der Eschennaturverjüngung als wichtigstes Selektionspotenzial.
2. Förderung und Erhaltung vitaler Eschen in allen Wuchsklassen zur Sicherung der natürlichen Anpassung und genetischen Vielfalt.
3. Konservativer Umgang mit Alteschen zur Erhaltung ihres Samenpotenzials und ihrer ökologischen Funktionen.

Die Eschennaturverjüngung sollte gezielt gefördert werden, da sie aufgrund der auch heute noch hohen Individuendichte über größtes natürliches Selektionspotenzial verfügt. Infolge der innerartlichen Konkurrenz setzten sich so die vitaleren Individuen gegen das Eschentriebsterben durch. Konkurrenzdruck durch andere Baumarten, die in intensiv gemischten Verjüngungen von den Begleitbaumarten sowie von verdämmender Bodenvegetation ausgeht, sollte verringert werden. Eschen, die sich gegenüber anderen Baumarten bisher behauptet haben, sollten in allen Wuchsklassen gefördert werden, solange sie relativ vital erscheinen (bis Kronenschadstufe 3 und ohne Stammfußnekrosen der Stufe 2). 

Häufig gestellte Fragen zum Eschentriebsterben:

Gibt es Möglichkeiten des chemischen oder biologischen Pflanzenschutzes gegen das ETS?

Chemische Pflanzenschutzansätze werden nicht verfolgt. Es gibt jedoch einige Ansätze zum biologischen Pflanzenschutz zur Therapie oder Prophylaxe, denen es jedoch noch an Anwendungsreife fehlt. Zudem sind Zulassungsprozesse langwierig und der Ausgang unsicher.

Wie erfolgversprechend sind Ansätze zur Resistenzzüchtung? 

Es wurden sowohl Samenplantagen als auch Klonsammlungen vitaler Eschen angelegt. Deren tatsächliche Anfälligkeit gegenüber dem Pilz muss aber längerfristig beobachtet werden (Nachkommenschaftsprüfungen). Diese Bäume werden vermutlich erst in 20 bis 30 Jahren Saatgut liefern.

Können weniger anfällige Eschen anhand genetischer Marker schnell und zuverlässig identifiziert werden?

Die Suche nach entsprechenden genetischen Markern läuft intensiv, bisher wurden noch keine zuverlässigen Marker identifiziert. Forschende formulieren die Aussichten vorsichtig.

Können weniger anfällige Eschen durch physiologische Marker rasch identifiziert werden?

Die geeignetste Methode zur Identifikation des ETS bleibt die optische Ansprache und damit die Bonitur des Gesundheitszustands (siehe Boniturschlüssel). Denn noch sind keine Marker identifiziert, die beispielsweise durch die Präsenz bestimmter Sekundärstoffe auf eine erhöhte Vitalität schließen lassen. 

Sollen Eschen im Winter oder im Sommer bonitiert werden?

Im Winter lässt sich die langfristige Reaktion auf das Eschentriebsterben durch Wasserreiser und ein verändertes Verzweigungsmuster erkennen, während im Sommer eine vorübergehend volle Krone Kronenschäden maskiert. Bei stark erkrankten Eschen kann es aber auch erst im Sommer zum Absterben kommen. Außerdem sind Samenbäume im Sommer besser zu erkennen. Stammfußnekrosen sind bei fehlender Bodenvegetation im Winter (ohne Schnee) besser zu identifizieren.

Können statt der Gemeinen Esche auch andere Eschenarten gepflanzt werden?

Aufgrund fehlender Anbauerfahrungen und vor allem wegen der erhöhten Gefahr der Einschleppung weiterer Schaderreger wird dies nicht empfohlen. Als Ersatzbaumarten sollten heimische Baumarten verwendet werden, die den Ausfall der Esche sowohl ökologisch als auch ökonomisch abfedern.

Quelle: IDW – Erkenntnisse zum Eschentriebsterben – 19.03.2024