Bodenlebewesen

Die organische Bodensubstanz wird allgemein als die im Boden integrierte lebende und abgestorbene organische Substanz verstanden. Gröberes pflanzliches Material (Wurzelstöcke, Wurzeln ab 2 cm Durchmesser ) sowie im Boden lebende Wirbeltiere werden nicht zur organischen Bodensubstanz gerechnet. Die organische Bodensubstanz hat wegen ihres Einflusses auf die Bodenfruchtbarkeit eine große Bedeutung.
Die Bodenlebewesen werden in Organismen des Pflanzen- und des Tierreiches unterteilt. Die zum Boden gehörenden Vertreter des Pflanzenreiches weisen mikroskopisch kleine Körpermaße auf. Sie werden in drei Gruppen gegliedert:

  • Bakterien
  • Pilze
  • Algen
  • Bakterien

Die Bakterien stellen unter den Bodenorganismen, was die Umsatzleistungen betrifft, die produktionsbiologisch bedeutendste Gruppe dar. Aus der Sicht des Stoffwechselgeschehens differenziert man in autotrophe und heterotrophe Bakterien.

  • Autotrophe Bakterien gewinnen aus der Oxidation von Schwefel, Eisen, Nitrit, Methan etc. Energie, um aus dem C02 der Bodenluft körpereigene Substanzen aufzubauen.
  • Heterotrophe Bakterien ernähren sich vorwiegend von organischer Substanz. Je nachdem, ob Bakterien ihre Stoffwechselleistungen nur in Anwesenheit oder nur in Abwesenheit von Luftsauerstoff zu vollbringen vermögen, werden sie als aerobe oder anaerobe Formen bezeichnet.

Pilze:
Der Vegetationskörper von Pilzen besteht in der Regel aus Hyphen, die zu einem Myzel verflochten sind. Pilze sind nicht sehr anspruchsvoll bezüglich der Bodenreaktion und kommen noch in extrem sauren Böden vor, vertragen auch Trockenheit. Abbau der org. Substanz (Zellulose, Lignin) ist besonders an sauren Standorten die wesentliche Funktion der Pilze.

Mykorrhiza:
Im Waldboden verbirgt sich neben den Baumwurzeln ein Geflecht aus unzähligen kleinen Pilzfäden. Sie dringen in die feinsten Bodenporen ein und umhüllen die Wurzeln der Bäume bzw. einige dringen auch in sie ein. Beide Lebewesen profitieren voneinander: Die Pilze erleichtern der Pflanze den Zugang zu Wasser und  Nährsalzen. Und erhalten dafür einen Teil des produzierten Zuckers zurück. Diese Symbiose nennt man Mykorrhiza – und sie dient offenbar auch der Kommunikation:
Elektrische Impulse werden mit rund einem Zentimeter pro Sekunde über das Pilzgeflecht von Baum zu Baum geschickt.  Ein Wood Wide Web im Waldboden, sozusagen, das auch zum Alarm taugt. Wird eine Eiche von einem nagenden Insekt befallen, lagert sie Bitterstoffe in ihre Rinde und Blätter ein. Über das Pilznetz leitet sie diese Information weiter, so dass andere Eichen sich für den Angriff wappnen können. Hochgezüchtete Ackerpflanzen haben diese Fähigkeit oft nicht mehr. Sie sind daher für Insekten leichte Beute.

Flechten:
Die Flechte nehmen innerhalb der Organismen eine Sonderstellung ein. Sie verkörpern eine Symbiose zwischen Pilzen und Algen (Grün- und Blaualgen als Chlorophyllträger ermöglichen Photosynthese, z.T. Luftstickstoffbinder). Die heterotrophen Pilze überlassen einen Teil der von ihnen mobilisierten Nährstoffe den autotrophen Algen und nutzen deren Kohlehydrate. Daher sind Flechten als Erstbesiedler an Standorten anzutreffen, an denen heterotrophe Organismen noch keine Lebensmöglichkeiten haben (z.B.: Gesteinsschutt, Rohböden etc.).

Bodenfauna:

Unter Bodenfauna versteht man die Organismen des Tierreiches, welche ihr ganzes Leben im Boden verbringen und sich an der Bodenentwicklung beteiligen.

  • Mikrofauna (< etwa 100 Mikrometer) Zur Mikrofauna zählen die Einzeller wie Geißeltierchen, Amöben, Wimpertierchen, aber auch Vielzeller wie Fadenwürmer etc. Sie leben vor allem von Bakterien und Strahlenpilzen, daneben aber auch von abgestorbener org. Substanz.
  • Mesofauna (bis 1 cm)
  • Die Hauptvertreter sind Gliederfüßler wie Milben und Springschwänze, ferner kleine Borstenwürmer. Auch Insekten, von denen einige nur vorübergehend im Boden leben (Larven!), fallen unter diesen Begriff. Fast alle Organismen der Mesofauna vertragen saure Reaktion. Sie leben meist saprophytisch (ernähren sich von toter organischer Substanz), sind wesentlich beteiligt an der Zerkleinerung des toten org. Materiales (wird als Kleintierlosung ausgeschieden), dadurch beschleunigter Abbau.
  • Makrofauna (> 1 cm)
  • Neben Gliederfüßlern (Tausendfüßler etc.), Spinnentieren, Insekten, Skorpionen und Schnecken sind vor allem die Regenwürmer als wichtigste Bodenwühler zu nennen. Sie sind im Allgemeinen empfindlich gegen niedrige Temperaturen, Sonneneinstrahlung, saure Bodenreaktion, Trockenheit und Sauerstoffmangel. Regenwürmer nehmen abgestorbene Pflanzenteile meist gemeinsam mit Mineralbestandteilen des Bodens auf. Im Muskelmagen findet eine Zerkleinerung statt. Dabei kommt es zu einer intensiven Vermischung und Verkittung der nicht verdauten organischen und anorganischen Reste. Die Regenwurmlosung stellt daher ein wertvolles Bodenmaterial in bester Krümelstruktur dar. Bei dieser Tätigkeit transportieren die Tiere große Mengen an Auflagehumus (zersetzte und unzersetzte organische Substanz) in tiefere Bodenbereiche und bringen von dort Bodenmaterial an die Oberfläche. Diese Wühltätigkeit ist weiterhin sehr wichtig für den Wasser- und Lufthaushalt der Böden.